Am Sonntag, 24. September 2017 erlebt die Gemeinde Langen den Gottesdienst mit Bezirksapostel Bernd Koberstein. In dem Gottesdienst empfängt ein Kind das Sakrament der Heiligen Versiegelung und der langjährige Vorsteher der Gemeinde Langen, Hirte i. R. Fred Bergmann mit seiner Ehefrau den Segen zur Goldenen Hochzeit. Grundlage der Predigt ist ein Wort aus Titus 2,14: „… der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.“
Die heilsame Gnade Gottes in Jesus Christus erzieht zum Tun guter Werke
Der Bezirksapostel wirkt zunächst dem Eindruck entgegen, dass sich das Textwort vielleicht kompliziert anhören könnte. Deshalb weist er auf den Beginn des Gedankengangs von Apostel Paulus hin: „Denn es ist erschienen, die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“ (Titus 2,11) Dies ist der Hinweis auf Jesus Christus, der gekommen ist – nach dem Sündenfall kommen musste – um die in Sünde gefallende Menschheit zu retten und um den Plan Gottes zu erfüllen, in die ewige Gemeinschaft Gottes mit den Menschen zu führen. Ohne die heilsame Gnade aus dem Opfer wäre das nie wieder möglich gewesen.
Und weiter schreibt Paulus etwas Wichtiges: „… und nimmt uns in Zucht.“ (Titus 2,12) Das heißt also, dass die Gnade Gottes in Jesus Christus erzieht. In Verbindung mit dem Ende des vorgelesenen Textwortes sagt der Bezirksapostel dazu: Das Erleben, die Zucht, die Erziehung der heilsamen Gnade Christi, führt zu dem Bedürfnis, gute Werke zu tun.
Das beste gute Werk ist, Christus in sich aufnehmen
Wenn wir von guten Werken sprechen, dann denken wir natürlich an Wohltaten, geben armen Menschen etwas usw.. Das ist alles richtig und gut und wer das kann, soll das auch tun. Doch im tieferen Sinne ist das hier nicht gemeint. So merkwürdig das klingen mag, aber das beste gute Werk ist, so der Bezirksapostel, erst einmal selbst an sich geschehen zu lassen, Christus anzunehmen. Und das kann jeder nur persönlich.
Christus ist für alle Menschen da! Christus annehmen heißt, ihn in sich aufnehmen zu wollen! Das ist das Entscheidende; es ist genau das, wozu Gnade Gottes in Jesu Christus erzieht.
Erziehung verändert. Das wissen die Eltern. Wir bemühen uns, die Kinder so zu erziehen, wie es unserem Bilde entspricht. Das hängt auch mit christlichen Werten zusammen. Aber die Gnade Gottes in Jesus Christus, seinem Sohn, die erzieht ins Wesen Jesu. Es gilt den Weg zu gehen, auf dem es möglich ist, Christus anzunehmen, Christus zu empfangen, Christus in sich aufzunehmen.
„Ich in euch und ihr in mir“ (Johannes 14,20) Das sagte Jesus damals den Aposteln. Demnach muss die Möglichkeit vorhanden sein, in ihn hinein zu kommen, ihn zu empfangen, ihn zu haben. Das zu tun, ist das beste Wirken, so der Rat des Bezirksapostels. Wenn man das schafft, kann man nichts Besseres tun.
Dabei geht es vorwärts, vielleicht auch mal ein Stück rückwärts. Wir meinen manchmal, manches geschafft zu haben und plötzlich werden wir ein wenig rückfällig. Es ist ein Wachstumsprozess hin zu Christus. Das ist unser Werk.
Wesen Jesu bringt von ganz alleine gute Werke hervor
Dabei erleben wir auch die Wirkungen. Zum Beispiel nennt Apostel Paulus hier in diesem Zusammenhang als Wirkung die „selige Hoffnung auf die Erscheinung Jesu Christi“. (Titus 2,13) Zudem haben wir auch das Bedürfnis, bei Christus zu sein.
Es sind dann fast normale Lebensäußerungen. Es macht sich doch keiner einen Kopf, wenn ein Kind nach einem Jahr oder zehn Monaten anfängt zu laufen. Dann fällt doch keiner in Ohnmacht: O Gott o Gott, was macht denn das Kind da, es läuft ja! Im Gegenteil, wenn es nach zwei, drei Jahren nicht käme, dann würde man untersuchen, wo es klemmt.
Wir erleben wie das Wachsen ins Wesen Jesu von ganz alleine Werke hervorbringt, die man mit guten Werken beschreiben kann. Es sind völlig natürliche Lebensäußerungen des Lebens aus Christus; nichts was man mit Druck erzwingen, nichts was man mit Gesetzen regeln muss. So wie keiner dem Herrn Jesu vorschrieben musste, wie er sich zu verhalten hat. Das entsprang seinem Wesen.
Was muss das sein, was aus uns hervorkommt? Der Stammapostel hat dazu einiges genannt: Dem Bösen entsagen, die Liebe Christi erwidern, sein Wort halten, ihm dienen, vergeben. Viele, viele dieser Dinge sind da. Sie sind der Ausfluss des Wesens Jesu Christi. Deswegen ist das der Schwerpunkt: Christus annehmen, ihn bewusst im Glauben aufzunehmen.
Der tiefe Sinn von Gottesdienst
Christus aufzunehmen ist der tiefe Sinn von Gottesdienst.
In den Gottesdienst zu kommen, ist mit einem Opfer verbunden. Für unsere Kinder, ist das natürlich ein schwieriges Thema. Es ist nicht gut, wenn wir unseren Kindern nur beibringen, vielleicht sogar mit Zwang, dass sie in den Gottesdienst gehen müssen und wir dabei nicht fähig sind, ihnen die Wichtigkeit ein kleinwenig kindgerecht zu erklären. Leider geschieht das oft. Von etlichen solcher Kinder ist später zu hören: „Heute kann ich bestimmen und da gehe ich nicht mehr hin. Das, was ich musste, mache ich heute nicht!“
Wenn man es aber erklärt, warum es so wichtig ist, Christus zu lieben, ihn zu haben für die ganze Gemeinde und für die Zukunft, ist das Glück, fügt sich das. Das müssen wir wissen.
Das Textwort gibt Anlass, sich immer wieder auf Christus zu konzentrieren. Das Lied der Sänger zu Beginn des Gottesdienstes: „Du bist Anfang, du bist Ende“ (Singet dem Herrn Band 2, Nr.2) war ein wunderschöner Start in den Gottesdienst. Wenn Christus der Lenker meiner Hände ist, wenn er in meinen Gedanken Anfang und Ende ist, dann ist es gut.
Die Bedeutung des Opfers Christi
Das mag sich sehr abstrakt anhören. Deshalb ein Beispiel: Junge Leute denken ja an vieles, aber nicht morgens und abends an den Herrn Jesus. Wie ist es denn möglich für junge Leute, von einer Liebe zu Jesus Christus zu sprechen, ohne dass das abstrakt ist, ohne dass das zu theoretisch ist und überhaupt keine Mängel beinhaltet. Dazu ist es erforderlich, sich mit Christus zu beschäftigen und dem, was er für mich ganz persönlich macht.
Wenn ich ahnungsweise erfassen kann, welche Bedeutung es für mich hat, was Christus mit seinem Opfer für mich gebracht hat, dann muss ich ihn lieben. Wenn ich das verstehe, dann ist meine Liebe zu ihm kein Zwang. Dann schimpfe ich nicht auf Gott und meine Eltern. Dann ist mir die Liebe zu Christus irgendwann ein tiefes, tiefes Bedürfnis und selbstverständlich; natürlich auf einer anderen Ebene, wie das zwischen uns Menschen ist. Die Erkenntnis des Gottessohnes – was er ist und über das, was er für uns aus Liebe macht – ist doch: Er muss uns unsagbar lieben. Als er auf diese Erde kam, wusste er, was ihn erwartet. Wir wissen nicht einmal, was morgen ist. Aber er, als Gottessohn wusste er, was auf ihn zukommt, bis hin zu dem elenden Kreuzigungstod auf Golgatha. Christus muss uns unsagbar lieben, dass er das alles gemacht hat.
Werden wollen, wie er ist
Wenn ich das begreife, dann fällt es mir nicht schwer, Christus im Rahmen meiner Möglichkeiten zu lieben und auf ihn zu antworten. Die beste Antwort ist, werden zu wollen, wie er ist.
Wenn das in Ansätzen möglich ist, dann kommen die guten Werke hervor, weil die heilsame Gnade Christi uns dahingehend verändert. Unser Eifer für Gott erhält eine völlig neue Dimension. Es wirkt eine völlig neue Kraft, um für Gott da zu sein und um ihm zu dienen. Deswegen ist das Streben wichtig: Immer den Sohn Gottes im Focus zu haben, bei allen Fragen, die wir haben, immer auf Christus zu blicken und zu fragen, wie er ist, was er macht. Wichtig ist auch sich selbst zu beobachten, wie das eigene Verhalten, die eignen Gedanken mit dem übereinstimmen, was Christus getan hat, was Christus ist. Und dann kommt das Bemühen, dahinein zu wachsen, tiefer und tiefer.
Dazu hilft uns der Herr in jedem Gottesdienst. Dazu gibt er uns sein Wort. Da ist diese Kraft im Wort Gottes – bei all der Schwäche der Menschen, die das das Wort aussprechen. Durch unseren gemeinsamen Glauben und durch den Heiligen Geistes will diese Kraft uns das Wesen Jesu Christi zeigen und ihm näherbringen. Und der Höhepunkt in jedem Gottesdienst ist da Erleben des Heiligen Abendmahls, Genuss von Leib und Blut Jesu.
Das sind Möglichkeiten, die Gott uns bietet, die unseren Glauben geboten sind, Christus mehr und mehr aufzunehmen in uns. Das mag ein Werk sein, das wir immer wieder verrichten wollen. Wir werden sehen und vielleicht einmal staunen, welche Werke dabei herauskommen, Christus gegenüber, aber auch den Schwestern und Brüdern gegenüber, ja unseren Mitmenschen gegenüber, mit denen wir Umgang haben.
Das Wollen ist der Schlüssel zur Herrlichkeit
So ist das mit vielen Dingen, die wir geistiger Weise hervorbringen können im Umgang miteinander und mit Christus. Der Bezirksapostel rät: Lasst uns das gute Werk tun – Christus in sich aufzunehmen – mit aller Kraft, lasst uns das wollen, denn das ist der Schlüssel. Wenn wir das wollen, schenkt der Herr das Gelingen. Wenn wir das suchen, lässt er sich finden. Wenn wir das glauben, wird er uns die Fülle geben und uns hinführen in diese Einheit mit dem Sohn Gottes.
Genau das ist der Schlüssel zur Herrlichkeit: Das völlige Einssein, die völlige Übereinstimmung mit Christus ist die Eintrittskarte für diesen Bereich. Was wir Herrlichkeit nennen, wird geprägt sein von diesem völligen Einssein, dem ineinander aufgehen. Denn wenn Gott alles in allem ist, ist nur noch er da. (1.Korinther 15,28) Dahin geht die Entwicklung, die der Apostel hier ausspricht. Lasst es uns mit allen Fasern unseres Herzens versuchen und Gott wird uns dabei segnen.
Die andere Dimension des Eifers
Wenn man in Jesu Wesen hineinwächst, bekommt der Eifer eine andere Dimension. Diesen Gedanken vertieft bei seinem Mitdienen Apostel Opdenplatz.
Paulus, der Autor des Briefs an Titus, war ein Eiferer. Gott lag ihm am Herzen. Er hatte das Gesetz der Väter kennengelernt und kannte die Traditionen. Dafür hat er gekämpft. Dann kam auf einmal ein anderer, Christus, der die Sache anders sah. Der hing nicht mehr so an den Buchstaben des Gesetzes, an dem was man gelernt hatte: du musst, du sollst, wenn du dich daranhältst, dann wird das was. Christus sagt: Das ist doch einfacher. Habe deinen Gott von ganzen Kräften lieb und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Dann brauchst du nicht mehr die ganze Vielzahl der Vorschriften des Gesetzes. Das war für Paulus ein Skandal wie für viele andere auch.
Einer von denen, die sich so richtig zu Christus bekannt haben, war der Stephanus. Zu der Zeit war Saulus noch ein junger Mann. Als der Stephanus gesteinigt wurde, stand Saulus daneben und bewachte dessen Kleider. Das hat ihm gut gefallen. Paulus, ein Eiferer für das Gesetz, ein Eiferer für die Tradition der Väter.
Dann aber begegnete Paulus dem Christus und alles wurde anders. Paulus ist ein Eiferer geblieben, aber in einer anderen Richtung, weil er – wie der Bezirksapostel sagte – seine Hände hat lenken lassen.
Als Radfahrer halte ich gerne den Lenker in meiner Hand. Aber wenn es um mein Leben geht, dann lasse ich meine Hände von ihm lenken, unsrem Gott. Da hat der Lenker eine andere Funktion. Da bin ich nicht derjenige, der alles bestimmen soll. Da lasse ich meine Hände nur von ihm lenken. So hat es Paulus auch gemacht.
Dann hat sich Paulus die Gemeinden angesehen und sich gefragt: Worum geht es dort gerade eigentlich? Da waren solche, die der Tradition anhingen und andere wollten es moderner haben. Das war ganz genauso wie heute auch. Doch jetzt kommt der Paulus-Eifer: „Ich eifere um euch mit göttlichem Eifer, … damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte.“ (2. Korinther 11,2) So war der Eifer des Apostels.
Das ist heute nicht anders. Beim Blick in die heutigen Gemeinden ist manchmal zweierlei zu sehen: Da sind solche, die wirklich so richtig im Eifer stehen, die sich eifrig einbringen, die da sind, wenn man sie braucht. Und man sieht da und dort auch solche Geschwister: da ist einer, der hat sich über irgendetwas geärgert, da ist der eine oder andere, der sich nicht ganz ernst genommen gefühlt oder fühlt sich zurückgesetzt. Auf einmal erlahmt derjenige. Es geht aber doch darum, dass eine Gemeinde eifrig ist, nach dem Willen Gottes zu fragen.
Im Tempel waren einige, die haben dafür gesorgt, dass es ein gutes Einkommen für die Geistlichkeit gab. Da wurden Tauben verkauft und Ochsen und Geldwechsler waren auch noch da. Und als der Sohn Gottes wieder einmal in den Kreis derer gekommen war, die so am Gesetz hingen, bricht sein Eifer durch: Ihr habt aus meines Vaters Haus eine Räuberhöhle gemacht. Jesus treibt sie raus. (Matthäus 21,13, Markus 11,17, Lukas 19,46) In Johannes 2 kommt dazu der Satz: „Da dachten die Jünger bei sich: Der Eifer um dein Haus wird mich fressen“ (Johannes 2,17; Psalm 69,10) Wenn der Eifer so bei uns vorhanden ist, dann ist keine Lethargie da, dann schläft die Gemeinde nicht, sondern eifert für den Herrn, bis er wiederkommt und uns zu sich nimmt.
Zu dem Wort Jesu „Ich in euch und ihr in mir“ verwendet der Apostel das Bild eines Schwamms, den man ins Wasser legt. Ist der Schwamm im Wasser, ist der Wasser. So darf Gemeinde in Christus sein und Christus in der Gemeinde.
Eifer kann nie Aktionismus sein
Zum Abschluss der Predigt betont Bezirksapostel Koberstein: Der Eifer für den Herrn kann nie Aktionismus sein. Eifer kostet Kraft. Wer nicht weiß für was und wohin er eifert, verliert irgendwann die Kraft und kommt sich vor wie ein Hamster im Rad, der nie ein Ziel hat. Er wird nur müde.
Wenn unser Eifer ausgerichtet ist auf die Wiederkunft Christi, auf den Augenblick, bei dem Jesu Christus sein Versprechen einlöst und seine Braut holt, dann bekommen wir immer wieder neu die Kraft zur Ausreife.
Eifer treibt zur Einheit
Paulus schreibt an Timotheus: „Beeile dich zu uns zu kommen.“ (2. Timotheus 4,9) Bezogen auf Christus rufen wir ihm zu: Beile dich, zu uns zu kommen! Und Christus ruft uns zu: Beeile dich auch, zu mir zu kommen! Das ist genau der Punkt, das gehört zusammen: Eile zu Christus zu kommen und unser Eifer in seinem Wesen zu wachsen. Darin lasst uns brennen und bleiben und von Christus immer die Kraft für diesen Eifer nehmen.
Die Kraft aus dem Heiligen Abendmahl
Genau das tun wir beim Heiligen Abendmahl. Wie sehr muss uns Christus lieben. Ganz intensiv erleben und fühlen wir das im Heiligen Abendmahl. Wenn wir Leib und das Blut Christi genießen in Brot und Wein mag uns immer bewusst sein, dass er hinzutritt. Das ist von unsagbarer Bedeutung!
Das Erleben und der Genuss der Liebe haben Christus die Kraft zum Eifer gegeben, seinen Weg zu gehen. Genau das überträgt sich aus ihm heraus – über Leib und Blut Jesu – auf uns und in uns hinein. Wer das so bewusst durchdringt, dem werden diese kurzen, inhaltsreichen Augenblicke überaus wertvoll und heilig. Wer das so erlebte, das so fassen kann im Glauben, hat höchsten Gewinn davon. Das bietet Christus in jedem Gottesdienst.
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